Die Therapie sollte eigentlich am 10. Januar beginnen. Da wir aber noch alle das Noro-Virus hatten, wurde der Start auf den 15. verschoben. Die Chemotherapie mit den Kontrollen konnten zu unserem Glück im Kantonsspital Uri durchgeführt werden.
Die Medikamente wurden ambulant während einem Tag verabreicht und danach waren 3 Wochen Pause geplant. Am Abend konnte ich wieder nach Hause zu meiner Familie. Die Nebenwirkungen setzten bei dieser Therapie etwas später ein, allerdings dann tatsächlich stärker als bei der ersten. Vor allem leichte Übelkeit und damit auch Appetitlosigkeit traten auf, dazu noch die Müdigkeit welche aber noch nicht so schlimm war.
Alles in allem verlief die Zeit nach dem ersten Zyklus gut. Als mir dann anfangs Februar die Haare büschelweise ausfielen, wurde ich dann von meiner Frau am Kopf mal kahl rasiert.Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, so plötzlich ganz ohne Haare, mitten im Winter, doch ich habe mir ein schönes Käppi gekauft, welches von nun an mein Haupt zieren durfte. Ich gewöhnte mich recht schnell an meine neue "Frisur" und sie war zudem sehr Pflegeleicht, da die Haare ja auch nicht nachwuchsen während der Therapiezeit.
Bei den wöchentlichen Kontrollen wurde jedoch festgestellt, dass das Lymphom zwar anspricht, aber in der letzten Woche vor dem neuen Zyklus sich schon wieder leicht erholt. Also wurde der Intervall auf 2 Wochen gekürzt aber ich musste somit dann dafür mit 6-8 Zyklen rechnen.
Auch die zweite Infusion verlief gut, allerdings ist die Zeit, in welcher sich der Körper erholen kann, mit zwei Wochen dann schon ausgefüllt. Zum Glück fühlte ich mich aber oft so gut, dass ich auch die gewonnene Zeit mit den Kindern geniessen konnte. So durfte mir unser inzwischen 3 1/2 jähriger Sohn auch beim Lego Technik bauen helfen, wo ihn auch gleich das Fieber packte. Er stellte sich als Naturtalent darin heraus und ich durfte sehr viele schöne Momente erleben, die sonst nicht erlebt hätte.
So langsam fanden wir uns auch zu viert zu Hause gut zurecht. Aber diese unstetigen Tagesabläufe zusammen mit den Sorgen bringen den Familienalltag oft stark aus dem Ruder.
Da die Dauer meiner Arbeitsunfähigkeit sehr offen war, wurde uns Empfohlen, frühzeitig eine IV Anmeldung zu machen, damit bei längerer Arbeitsunfähigkeit ein nahtloses Übergreifen von Krankentaggeld zu IV stattfinden könnte. Wir hofften alle, nicht in diesen Bereich zu kommen, aber sicher ist sicher. Die Anmeldung allein hat nur den Zweck, dass sich die IV frühzeitig die nötigen Informationen beschaffen kann. Dafür nahmen wir dann zum ersten mal Kontakt auf mit der Krebsliga. Die sehr nette Frau half uns beim ausfüllen der 9 seitigen Anmeldung und gab uns noch weitere nützliche Tipps.
Auch die dritte Infusion verlief gut und ich fühlte schon eine sehr starke Verbesserung in der Schulter was mich positiv auf das geplante Kontroll-PET/CT stimmte. Ich war recht zuversichtlich, da ich eine Wirkung spürte und die Therapie soweit gut verlief.
Ich hatte am Mittwoch vor der vierten Infusion den Termin für das PET/CT und kam am Montag darauf zur vierten Infusion. Bei der Voruntersuchung zeigte mir der Arzt dann die Bilder des PET, worauf das Lymphom noch deutlich zu erkennen war. Die Ärzte waren nicht zufrieden mit dem Ergebnis und im Moment schien alles ein wenig ratlos. Nach Rücksprache mit Luzern, wurde mir dann die vierte Infusion angeschlossen, aber man würde wahrscheinlich die Therapie ändern müssen, teilte mir der Arzt mit.
Diese Tatsachen liessen mich, wieder einmal, in ein tiefes Loch fallen. Ich hatte zum ersten mal in meinem Leben wirklich Angst, dass die Krankheit stärker sein könnte als ich. Ich hatte Angst zu sterben. Gibt es noch Wege um diese aggressiven Zellen klein zu kriegen, fragte ich mich. Wenn ja, mit welchen Nebenwirkungen?
Es verging dann ca. 1 Woche bis wir erfuhren, wie der Weg weiter gehen soll....
Die Erlebnisse des weiteren Chemoverlaufs habe ich jeweils bei den stationären Spitalaufenthalte in Worte gefasst, ohne damals zu Wissen, was daraus werden soll. Die letzten drei Zyklen der neuen Chemo waren für uns die reinste Achterbahnfahrt. Zudem sind die meisten dieser Texte hier in dieser Zeit entstanden