Heute ist nebst den Nationalfeiertag auch für mich ein persönlicher Feiertag. Die Kortisonbombe gegen das GvH hat voll eingeschlagen. Ich fühle mich sehr gut. Gestern noch wurde ich fröstelnd unter einer Decke mit dem Rollstuhl ins EKG gefahren. Heute morgen schon fühlte ich mich stark genug um meine neue Freiheit zu nutzen und ging in den Spitalgarten. Es war super. Beim Rückweg nahm ich sogar die Treppe in den 5. Stock ohne Pause.
Nach diesem Ausflug fühlte ich mich dann auch wieder im Stande etwas feste Nahrung auszuprobieren, damit ich in nächster Zeit wieder vom Beutelfood wegkomme.
Sogar Dessert und Kaffee lagen wieder drin. Lebensqualität zieht wieder ein. Ich hoffe dass der Aufwärtstrend jetzt weiter anhält und die Medikamente dann allmählich zurückgenommen werden können.
Nun möchte ich zum Nationalfeiertag noch ein paar Worte verlieren (wer heute schon genug davon gehört hat, kann auch aufhören hier;-)
Ich bin sehr froh, kann ich mit meiner Familie in einem Land leben, welches uns so hohe Sicherheit bieten kann wie fast kein anderes Land auf der Welt.
Wir haben eine einmalige (Berg)Landschaft und geniessen ein sehr hohes Mass an Freiheit.
Wir können, dürfen und sollen mitbestimmen in welche Richtung unser Land gesteuert werden soll. Natürlich sind wir nie damit einverstanden, aber wir können sehr viel mehr mitbestimmen als viele andere Leute.
Viele von uns können einen guten Lebenstandard halten und sich einige Dinge leisten, die in anderen Ländern für die Massen unerreichbar sind. Natürlich arbeiten wir auch hart dafür, sind pünktlich diszipliniert, genau usw.
Nun komme ich zu einem Punkt in welchem ich meine Ansicht darauf (logischerweise) geändert habe. Das Gesundheitssystem. Wir alle zahlen solidarisch monatlich belastend hohe Krankenkassenprämien ein. Als reiner Prämienzahler stört man sich (habe ich mich auch) über die immens hohen Prämien. Doch was wenn man plötzlich vom Zahler zum Empfänger der Prämien von vielen tausenden Zahlern wird? Die Behandlungen die ich in den letzten vier Jahren benötigt habe, sind unter anderem zu eine kleinen Teil wahrscheinlich für den Prämienanstieg verantwortlich. Das ändert natürlich den persönlichen Blickwinkel. Ich bin dankbar für unser System und dankbar allen, die die Prämien zahlen, um meine Behandlung zu ermöglichen.
Wir haben hier die beste Medizin wahrscheinlich weltweit. Das kostet viel Geld. Natürlich muss man den Gesundheitsdienstleistern, Pharmakonzernen usw. auf die Finger schauen um die kosten im Griff zu behalten, aber wenns drauf an kommt ist man dankbar auf das Beste zurückgreifen zu können.
Selbst Big Amerika hat es nicht geschafft so ein funktionierendes System auf die Beine zu stellen. Wenn ich dort Leben würde. Keine Ahnung... entweder ich wäre reich und konnte die Behandlung selber bezahlen, aber was wenn nicht?
Dies ist meine persönliche Meinung dazu und jeder darf seine Ansicht zu diesem Thema haben. Mein Blickwinkel darauf hat sich zwangsläufig geändert. Nichtsdestotrotz belasten die Prämien natürlich auch unser Familienkonto. Hinzu kommen noch weiter Krankeithsbedingte Kosten, die nicht übernommen werden (Fahrtkosten, Parkkosten, Alternativmedizin usw.)
Aber ich bin glücklich über das System und wir können trotz der Krankheit ein schönes Leben führen.